Erwischt

Hin und wieder werde ich um einen ganz kurzfristigen Termin gebeten, weil die Paarbeziehung quasi von einem zum nächsten Moment „explodiert“ ist. Scheinbar aus heiterem Himmel ist der GAU eingetreten – eine Seitensprung oder sogar eine längere, heimliche Affäre sind aufgeflogen. Was nun – was tun?
 
Die Zeit nach der „Enttarnung“ kann in unterschiedliche Phasen eingeteilt werden, die sich teilweise überlagern. Die erste könnte man „Pulverdampf“ nennen. Dieser Pulverdampf behindert den klaren Blick auf die Dinge und es ist gut erst einmal Inne zu halten und zu warten bis sich die Sicht wieder etwas klärt.
 

Durch den Pulverdampf

Weil dies natürlich nicht so einfach ist, empfiehlt es sich bereits zu diesem Zeitpunkt, professionelle Hilfe zu suchen. Diese besteht dann zunächst darin, die Paare durch den „Pulverdampf“ hindurchzuführen. Und das hat u.a. auch etwas mit Dampf ablassen zu tun, denn gerade die passiv betroffene Person* empfindet spontan meist Wut, vor allem, wenn sie massiv belogen wurde.
 
Es ist wichtig, dass sich die aktive Person* in dieser Phase dieser Wut stellt und nicht versucht, diese abzuwehren oder zu relativieren. Diese schwierige Aufgabe gelingt meist besser in Gegenwart eines allparteilichen Dritten.
 
Es ist sehr ratsam in der „blinden Pulverdampf-Phase“ keine Ent-Schiedungen zu treffen, auch wenn die Wut und die damit verbundene Rachelust die passiv betroffenen Person oft in diese Richtung treibt. Widerstehen Sie dieser Verführung des „Den/ Die mach ich fertig“ – es gibt keinen Grund, der zu schnellem Handeln zwingt.
 

Wut und Scham

Wo die passiv betroffene Person Wut empfindet, empfindet die aktive oft Scham. Dieses leisere, nach innen gekehrte Gefühl verschwindet zunächst oft unter dem lauten Zorn der anderen Person. Erst wenn dieser sich allmählich abschwächt kann die Scham der aktiven Person spürbar werden.
 
Es ist allerdings nicht zwingend, das die aktive Person Scham empfindet. Auf keinen Fall sollte Scham geheuchelt werden, wenn sie nicht echt ist – das wäre ein weiteres mal unaufrichtig. Ist sie aber echt, sollte das vom/von der Partner(in) auch anerkannt werden.
 
Nach dieser ersten Phase folgt in der Paarberatung eine umfassende Analysephase, in der Fragen geklärt werden wie:
 

  • – Welche Substanz hat die Beziehung noch, soll / kann sie weitergeführt werden?
    – Welcher Ausgleich ist ggf. nötig – kann verziehen werden?
    – Kann verlorenes Vertrauen wieder hergestellt werden und wie?
    – Was haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paarzu lernen?
  •  
    Zu den weiteren Phasen werde ich in meinen nächsten Beiträgen schreiben.
     
    * Ich vermeide hier bewusst die Begriff „Täter“ und „Opfer“, weil sie ungünstig mit einseitiger Schuld einerseits und Handlungsunfähigkeit andererseits besetzt sind.
     


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    Trennung

    Auch eine Paarberatung kann eine Trennung nicht immer verhindern – vor allem dann nicht, wenn Paare sehr spät in die Beratung kommen. Manchmal erweisst sich eine Trennung tatsächlich auch für beiden als der beste Weg. In jedem Fall geht es mir dann darum, die Trennung zusammen mit dem Paar so zu gestalten, dass sie in Würde stattfinden kann.

     

    Leider kommen Paare oft sehr spät in die Beratung, dann wenn ihr inneres Auseinanderleben schon weit fortgeschritten ist (siehe dazu auch den Blog Beitrag „Zu früh/zu spät“). Dann kann sich eine Trennung möglicherweise wirklich als eine sinnvolle Möglichkeit herausstellen. Hin und wieder ist auch nur einer der Partner davon überzeugt, dass eine Trennung der einzige Ausweg ist. Wenn sich diese Überzeugung – die nicht unbedingt falsch sein muss – bei einem der Partner verfestigt, kann auch eine Paarberatung eine Trennung nicht verhindern.
     

    Ergebnisoffene Beratung

    Grundsätzlich ist es so, dass meine Beratungen ergebnisoffen sind. D.h. das Paar selbst bestimmt, was das Ziel der Beratung sein soll. Manche Paare sind sich klar, dass sie zusammen bleiben wollen und ihre Krise gemeinsam bewältigen möchten. Andere wollen Klarheit erlangen ob sie weiter einen gemeinsamen Weg gehen sollten. Wieder andere möchten bei einer würdevollen Trennung begleitet werden. Und es gibt die Fälle, in denen beide Partner unterschiedliche Wünsche haben.

     

    Aber auch wenn sich ein Paar einig ist was es möchte, ist das Ergebnis der Beratung machmal ein anderes. Ich habe Paare begleitet, die wegen einer Trennungsbegleitung zu mir kamen, dann aber während dieses Prozesses auf einer tieferen Ebene wieder zueinander gefunden haben.

     

    Manchmal kommt es anders

    Und ich habe auch mit Paaren gearbeitet, die beide Ihre Beziehung um jeden Preis retten wollten. Während der Beratung stellte sich heraus, dass das einzige Interesse das sie gemeisam hatten, darin lag den Trennungsschmerzes zu vermeiden. So gut es mir möglich war begleitete ich dieses Paar durch diesen Schmerz und half bei einer würdevollen Trennung, die für beide neue Lebensperspektiven ermöglichte.

     

    Fazit: Eine Trennung ist nicht immer das schlechteste Ergebnis einer Paartherapie und zu welchem Ergebnis die Beratung führt ist im Vorhinein nicht immer abzusehen. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein bevor sie den mutigen Schritt zur Beratung tun.

     


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    Wollen Sie Ihr Problem lösen?

    „Natürlich wollen wir Probleme lösen, sonst wären wir ja nicht hier“, bekomme ich oft zu hören, wenn ich diese Frage meinen Klienten in der Praxis stelle. So klar uns selbstvertändlich wie es scheint, ist die Antwort aber garnicht.

     

    Viele halten die Frage für rein rhetorische – das ist sie aber nicht. So natürlich wie es scheint ist der Wille zur Problemlösung nicht und die Frage daher durchaus berechtigt. Es gibt nämlich viele Gründe, zu einer Paartherapie zu kommen z.B. folgende (bewussten oder unbewussten) Wünsche an den Therapeuten:
     

    Viele Gründe zur Paarberatung zu gehen

    – Er soll meinem Partner einmal sagen was er alles falsch macht

     
    – Er soll meinen Partner verändern, „zurechtrücken“, ihn/sie wieder „aufs Gleis setzen“

     
    – Er soll bestätigen, dass ich mit meiner Sichtweise auf meinen Partner(in) recht habe

     
    – Er soll uns die Entscheidung abnehmen, ob wir uns trennen oder zusammen bleiben sollen

     

    Eine andere Varianten ist, dass ein Partner auf Drängen des anderen mit kommt zur Beratung. Das muss nicht von vornherein schlecht sein, solange der „mitgenommene“ Partner nicht eine innerliche Boykotthaltung hat, nach dem Motto: „Das hat eh alles keinen Sinn, aber es soll ja nicht so aussehen, als verweigere ich mich“.

     

    Verantwortung für gewünschte Veränderung übernehmen

    Prüfen Sie also, bevor Sie sich zu einer Beziehungsberatung oder -therapie anmelden Ihre wahren Gründe für diesen Schritt. Wollen Sie Ihr Problem wirklich lösen? Falls Ihre Antwort ein wahrhaftiges „JA“ ist, bedenken Sie Folgendes:
     
    Sie können Ihr Paarproblem nur lösen, wenn SIE SELBST die volle Verantwortung übernehmen, für die Situation in der Sie sich gerade befinden. Sind sie dazu bereit?
     
    Wenn Sie diese Verantwortung nicht übernehmen möchten, machen Sie sich zum ohnmächtigen Opfer, geben also Ihre Macht ab, Ihre Situation zu ändern, liefern sich „den Umständen“ oder Ihrem Partner aus. Keine gute Voraussetzung, wenn SIE Ihre Probleme wirklich lösen wollen.

     


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    Paartherapie allein

    Paartherapie allein, das scheint paradox, ist es aber nicht. Es kommt vor, dass nur einer der Partner die Notwendigkeit erkennt, mit Hilfe von außen Probleme und Stagnationen in der Partnerschaft anzugehen. Nur weil der andere Partner sich noch sträubt, ist das kein Grund, nicht auch alleine zur Beziehungsberatung zu gehen.

     
    Eine ungünstige Möglichkeit wäre es dagegen, dem Partner dafür Vorwürfe zu machen, dass er sich (noch) nicht auf eine Beziehungsberatung einlassen will. Auch ihn zu überreden, zu bitten und betteln und ihn zu beknien führt selten zum Ziel.

     

    Selbst das Steuer in die Hand nehmen

    Viel sinnvoller ist es, selbst initiativ zu werden nach den Motto: „Du musst nicht mitgehen, aber ich werde mich unterstützen lassen, weil ich überzeugt bin, dass das mir und unserer Beziehung helfen wird.“
    Der noch skeptische Partner kann ja zu einem späteren Zeitpunkt immer noch in die Beratung einsteigen.

     
    Wenn Sie sich bewusst sind, dass ich als Paarberater Ihre(n) Partner(in) so wie so nicht „reparieren“ kann, wird klar, worum es in solch einer „halben Paarberatung“ gehen kann. Nämlich darum, was Sie selbst sinnvoller Weise tun können um die bisherige Situation entweder besser zu ertragen oder noch besser um Veränderungen anzustossen.

     

    Selbstbewusstes Beispiel geben

    Und in der Tat wird der selbstbewusste und mutige Schritt eines Partners Bewegung in das System bringen. Ähnlich wie bei einem Mobile wird durch die Bewegung einer „Figur“ das Gesamtsystem in neue Schwingung versetzt.

     

    Oft überwindet der eine Partner dann durch das entschlossene Beispiel des anderen Partners (früher oder später) seine eigenen Vorbehalte und Hemmungen und willigt zumindest einmal „probehalber“ ein, zu einer Beratung mit zu kommen.

     
    Keine Frage – ideal ist es, wenn beide Partner gemeinsam mit der Beratung beginnen, aber die Ausrede „Beziehungsberatung geht nicht, weil mein Partner nicht mitkommen will“ zählt nicht.

     


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    Neue Homepage

    Nach gründlicher Vorbereitung geht offiziell zum 1.4. (inoffiziell ein paar Tage früher) meine überarbeitete Homepage ans Netz. Neu ist neben diesem Blog das Angebot „Unter 8 Augen“ bei dem Sie von mir und meiner Kollegin Andrea Groten beraten werden.

    Mein spezieller Dank gilt meinem Webdesigner Siggi Becker, der mit unerschöpflicher Geduld, Kreativität und wo nötig mit der richtigen Prise Humor meine großen und kleinen Gestaltungswünsche umgesetzt hat.