Prinzip 3: Zukunftsorientierung

Die Vergangenheit können wir nicht ändern, was wir tun können ist zukünftig unseren Blick auf das Geschehene zu erweitern (siehe Prinzip 2) und die Zukunft weiträumiger zu gestalten (siehe Prinzip 1). Deshalb halte ich es bei meinen Beratungen mit Einstein der da sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

In vielen Therapierichtungen, insbesondere natürlich in der Psychoanalyse, geht es darum, die Vergangenheit aufzuarbeiten. In meiner Arbeit mit den Klienten geht es dagegen vor allem darum, was zukünftig anders gemacht werden kann, um gegenwärtige Probleme zu lösen

Muß man die Ursache kennen?

Eine wichtige Frage, die ich mit einem klaren Jain beantworten möchte. Will heißen, es kann nicht schaden, zu erkennen was mich selbst oder den Partner zu einem Tun oder Lassen bringt, welches möglicherweise einen Beitrag zu einer ungünstigen Paardynamik leistet. Aber wie viel Zeit und Energie soll in die Ursachenforschung investiert werden? Nach meiner Ansicht so wenig wie möglich aber so viel wie nötig.

Meine Arbeit mit Ihnen wird also auf allen drei Zeitebenen stattfinden:
– Auf der Vergangenheitsbühne
– Auf der Gegenwartsbühne
– Vor allem aber auf der Zukunftsbühne

Wir können die Vergangenheit zwar nicht mehr ändern aber auch nicht einfach ausblenden, denn oft haben wir uns in der Vergangenheit in unsichtbaren Fäden verheddert, die uns nun am Vorankommen hindern. Das können Verletzungen, nicht Verziehenes, geplatzte Träume, Enttäuschungen etc. sein. Es ist also sinnvoll solche alten Verstrickungen aufzuspüren, sie anzuerkennen und dann soweit möglich zu durchtrennen, damit sie uns möglichst wenig behindern.

Hier und jetzt und darüber hinaus

Auf der Vergangenheitsbühne kann also ggf. so manches Hindernis, so manche Fußangel aus dem Weg geräumt werden, die Veränderung liegt aber auf der Gegenwarts- und Zukunftsbühne.

In dem wir das reale Jetzt mit der angestrebten, als besser und befriedigender empfundenen Vision der Zukunft vergleichen, erkennen wir, wo genau Veränderung gewünscht werden. Teil der Arbeit ist es, attraktive, ermutigende Zukunftsbilder zu entwickeln, die von beiden Partnern mitgetragen werden können und die es wert sind gemeinsam umgesetzt zu werden.

Oft sind sich die Beteiligten ihrer eigenen Zukunftsvorstellungen anfangs nur sehr undeutlich bewusst. In einem ersten Schritt werden also die individuellen Visionen herausgearbeitet und in einem zweiten Schritt, das Gemeinsame, das Dach über den individuellen Vorstellungen gefunden. Gerade durch die Ausrichtung des Fokus auf neue, positiv besetzte, gemeinsame Visionen und nicht auf die „alten Probleme“ können diese oft gelöst oder zumindest entschärft werden. Ein spannender Weg, auf dem ich Sie gerne begleite.


* =Einen Überblick über diese Prinzipien finden Sie hier
den 1. Blog der Serie -“Möglichkeitsraum erweitern“ hier.
den 2. Blog der Serie -“Umparken  im Kopf“ hier.

Die nächsten Blogs beschäftigen sich mit folgenden weiteren Prinzipien meiner Arbeit:
Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren, Dynamik statt Schuld

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Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren: abschmelzen.

Prinzip 2: Umparken im Kopf

Hier kommt der zweite Blog-Beitrag über die fünf Grundprinzipien meiner Beziehungsberatung.*  „Umparken im Kopf“ ist ein von mir übernommener Slogan aus einer Opel Imagekampagne in der es darum ging von einem neuen Blickwinkel aus zu schauen. Und genau darum geht es auch hier:

Bleiben wir beim Beispiel Auto. Ein solches sieht von vorne betrachtet zweifellos ganz anders aus als von hinten. Dennoch wäre es absurd würde man beispielsweise behaupten nur von vorne sehe man das Auto richtig, von hinten oder der Seite hingegen falsch. Das Gegenteil ist der Fall: Um einen möglichst richtigen, umfassenden Eindruck von einem Auto zu bekommen müssen wir es aus möglichst vielen Perspektiven betrachten.

Wenn wir etwas von verschiedenen Blickwinkeln und Standpunkten betrachten, beispielsweise eine Stadt, werden wir Dinge sehen, die uns nicht gefallen und uns vielleicht sogar verstören. Dies mag ein Grund sein warum wir gerne auf einem bestimmten, für uns vorteilhaften Standpunkt verharren.

Der zweite Gedanke

In meinen Beratungen übe ich mit den Klienten von neuen Standorten aus auf ihre Beziehung zu schauen und zwischen unterschiedlichen Standpunkten zu wechseln. Besonders geeignet dafür ist die Idee des „Zweiten Gedanken“ und das sogenannte zirkuläre Fragen.

Dabei geht es darum sich selbst Fragen zu stellen wie:

  • Welche andere Erklärung außer der für mich neheliegenden könnte es noch geben?
  • Wie würde mein(e) Partner(in) einen bestimmten Sachverhalt betrachten und interpretieren?
  • Wenn mehrere Sichtweisen möglich sind, welche eröffnen am ehesten neue Spielräume Lösungswege?

Welcher Standpunkt ist richtig?

Von einem anderen “Parkplatz“ aus ergeben sich also aus neuen Blickwinkeln heraus neue Perspektiven. Wenn Sie etwas anschauen von einem Standpunkt aus den Sie bisher noch nicht eingenommen haben, wird das, was Sie sehen dadurch weder richtiger noch falscher, nur vollständiger. Dies wiederum erlaubt einen besser funktionierenden Umgang damit und neue, bisher nicht sichtbare Lösungsansätze für Probleme.

Probieren Sie das Umparken im Kopf doch einfach einmal aus. Das Risiko ist gleich Null, denn zunächst findet dieses Gedankenexperiment ja tatsächlich nur in Ihrem Kopf statt und verpflichtet Sie zu nichts. Sie müssen (ersteinmal) auch niemandem davon berichten. Können Sie aber, wenn Sie mutig sind. Vielleicht inspirieren Sie Ihre(n) Partner(in) ja ähnliches zu tun.

 

* =Einen Überblick über diese Prinzipien finden Sie hier und den 1. Blog der Serie -“Möglichkeitsraum erweitern“ hier.
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Zukunftsorientierung, Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren, Dynamik statt Schuld

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Prinzip 1: Möglichkeitsraum erweitern

In einem früheren Blog-Beitrag habe ich einen kurzen Überblick über die fünf Grundprinzipien gegeben, die ich bei der Begleitung meiner Klienten anwende. Heute möchte ich Ihnen das erste Grundprinzip genauer vorstellen. Es lautet:

Den Möglichkeitsraum erweitern

Viele Probleme in Beziehungen ergeben sich daraus, dass auf einen bestimmten Auslöser oder Trigger seitens Partner A immer, die selbe, standardisierte, automatische Reaktion seitens Partner B folgt, woraufhin wiederum Partner A „wie immer“ reagiert. Die immer wiederkehrende Abwärtsspirale ist in Gang gesetzt.

Welchen Ausweg gibt es?

Was wäre, wenn die Partner mehr Auswahl hätten bei den Möglichkeiten auf den Trigger des anderen reagiert? Es würden neue Dynamiken und Interaktionen zwischen den Partnern entstehen. Abseits ausgetretene Pfade könnte Neuland betreten werden.

Es gibt zwar keine Garantie dafür, dass jeder neu gefundene Weg in jedem Fall ein Ausweg aus dem Problem ist, aber allein der Überraschungseffekt, dass Neues, bisher Ungewohntes möglich ist, hilft schon vielen Paaren aus erstarrten Automatismen auszubrechen.

Wer tut was er immer tut bekommt was er immer bekommt

Es geht also nicht um Veränderung im Sinne von „ich mache zukünftig ´X statt Y, weil Y falsch und schlecht ist“, sondern um „ich erarbeite mir eine Auswahl von X,Y und Z, damit ich in jeder Situation das passende „Werkzeug“ einsetzen kann.

Wer nur mit einem Hammer umgehen kann, sieht in jedem Problem ein einen Nagel – frei nach Paul Watzlawick. Und natürlich kann man auch mit einem Hammer ein Brett in zwei Teile teilen – wer aber neben dem Hämmern auch des Sägens mächtig ist tut sich leichter. Es ist also gut für unterschiedliche Situationen unterschiedliche Werkzeuge zu beherrschen. Das gilt auch für Liebesbeziehungen.

In meinen Beratungen erforsche ich gemeinsam mit meinen Klienten, welche Erweiterungen des Spielfeldes der jeweiligen Partner hilfreich sein könnte; wo sie sich selbst in ihrer Handlungsfreiheit durch tief eingegrabene Mustern beengt fühlen.

Ein Beispiel:

Partner B erkennt: „Statt mich wie immer sofort zu rechtfertigen. könnte ich in Zukunft schauen ob es aus der Kritik meines Partners etwas zu lernen gibt“. Diese Bewegung von Partner B kann Partner A helfen seinerseits zu erkennen: „Wenn mir etwas nicht gefällt, möchte ich das zukünftig gelassener, sachlicher und weniger aggressiv vortragen“.

Solche Erkenntnisse bedeuten zwar nicht, dass sofort die alten Muster verlassen werden können aber sie weisen den Weg zum Ausgang aus dem Teufelskreis. Der Rest ist Übung, Bewustheit und Disziplin – wie immer wenn Sie etwas neues erlernen möchten.

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Die 5 Prämissen meiner Beratung

Die folgenden fünf Grundprinzipien, die ich bei der Begleitung meiner Klienten anwende, habe ich nicht selbst erfunden. Sie leiten sich ab aus meinem Verständnis und meiner Interpretation des systemischen Beratungsansatzes. Aber mit diesem theoretischen Hintergrund müssen Sie sich eigentlich gar nicht so genau befassen. Deswegen beschreibe ich hier die fünf Grundsätze möglichst praxisnah:   

  1. Möglichkeitsraum erweitern: Entwicklung hin zu Ihrem angestrebten Ziel bedeutet für mich nicht, dass Sie bisher etwas falsch gemacht haben, sondern dass es in bestimmten Situationen bessere Handlungsalternativen gibt, die Ihnen bisher noch nicht zur Verfügung standen. Sie sind also eingeladen, Ihren Werkzeugkasten um neue Instrumente zu erweitern und sich mit deren Handhabung vertraut zu machen.
  2. Umparken im Kopf: Denn von einem anderen “Parkplatz“ aus ergeben sich auch neuen Blickwinkeln neue Perspektiven. Wenn Sie etwas anschauen von einem Standpunkt aus den Sie bisher noch nicht eingenommen haben, wird das, was Sie sehen dadurch weder richtiger noch falscher, nur vollständiger. Dies wiederum erlaubt einen besser funktionierenden Umgang damit.
  3. Zukunftsorientierung: Wie Einstein schon sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Die Vergangenheit können wir nicht ändern; was wir tun können ist zukünftig unseren Blick auf das Geschehene zu erweitern (siehe Punkt 2) und die Zukunft weiträumiger zu gestallten (siehe Punkt 1). Und wir können uns vergangenen Erfahrungen als Ressourcen für die zukünftige Gestaltung unseres Lebens zu Nutze machen.
  4. Subjektive Wahrheiten als solche akzeptieren: Wahr ist, dass es nicht DIE WAHRHEIT für alle gibt, sondern jeder seine eigene Sicht auf die Welt und deren Zusammenhänge hat. Weil sich die eigene Wahrheit so besonders wahr anfühlt, ist es oft schwierig sich vorzustellen, dass es unserem Gegenüber ganz genauso ergeht. Die Übung, fremde Wahrheiten statt sie zu bewerten mit Neugierde zu betrachten, kann viele Kommunikationshindernisse in der Partnerschaft abschmelzen.
  5. Dynamik statt Schuld: Die Frage ist nicht, was macht mein Partner falsch, auch nicht was mache ich falsch, sondern was bewirkt mein Tun bei meinem Gegenüber. Während erstere Fragen ein Fehlverhalten unterstellen und damit „automatisch“ zu Abwehr führen, ist die letztere eine Forschungsfrage, die uns Auskunft gibt, wie die Zahnräder im „paardynamischen Getriebe“ ineinander greifen.

Wenn sie die fünf Prämissen meiner Beratung genauer kennenlernen möchten, dann abonnieren Sie am besten diesen Newsletter, denn in loser Folge werde ich die fünf Grundprinzipien jeweils in einem eigenen Beitrag detaillierter und mit Beispielen erläutern.

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Offen oder geöffnet?

Einen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.7.18, in dem ich zitiert werde, möchte ich zum Anlass nehmen, mit Ihnen einige Gedanken sowie Erfahrungen aus der Beratungspraxis zum Thema offene Beziehungen zu teilen. Das Resümee gleich vorweg: Es handelt sich bei dieser Beziehungsform weder um ein einfaches Allheilmittel für jedermann / jedefrau noch sind solche Verbindungen von vornherein zum scheitern verurteilt. Worauf also kommt es an?

Aus den vielen Faktoren, die eine Rolle spielen, kann ich hier nur einige herausgreifen. Wer mit dem Gedanken an eine offen Beziehung spielt, sollte sich zunächst ehrlich Rechenschaft darüber ablegen, aus welchen Motiven heraus ihm eine solche komplexe Beziehungsgestaltung reizt. Wer diese Beziehungsform für sich ablehnt, sollte übrigens auch wissen warum.

Gute Frage - nächste Frage

Eine offene Beziehung ist eine solche in der die sexuelle Ausschließlichkeit nicht vereinbart ist -werder explizit noch, was ja klassischerweise häufiger der Fall ist implizit, also unausgesprochen. Aber was ist es statt dessen? Auch darüber sollte man sich bewusst werden bzw. mit einander ins Gespräch kommen.

In besagtem Artikel grenzt mein Kollege Jochen Rögelein die offene von der geöffneten Beziehung ab. Eine sehr interessante Unterscheidung, wie ich finde (mehr dazu hier). Und wenn die sexuelle Exklusivität nicht mehr gilt braucht es dann andere Exklusivitäten, überhaupt andere Regeln oder liegt die wahre Freiheit in der Liebesanarchie?

Nicht dass es allgemeingültige Antworten auf diese Fragen gäbe, dass ich sie gar wüsste, wichtig erscheint mir aber in diesen Fragen Klarheit anzustreben. Wenn zwei sich nicht einigen können ob eine offene Beziehung das richtige ist, mag es daran liegen, dass beide ganz abweichende Vorstellungen mit diesem Terminus verbinden.

Akzeptieren was ist

Natürlich ist es viel leichter eine offene oder geöffnete Beziehung zu leben, wenn beide Partner von Anfang an dieses Beziehungsmodell wollen. In meine Praxis kommen oft Paare bei denen einer von beiden sich wünscht, die Beziehung zu öffnen, nachdem sie "klassisch" begonnen hat. Der andere Partner* ist meist nicht zur selben Zeit am selben Punkt und fühlt sich durch die Wünsche nach Öffnung oft bedroht.

Der wichtigste erste Schritt in einer solchen Situation, denn beide gehen sollten ist nicht leicht: Beide sollten die Wünsche bzw. Befürchtungen des jeweils anderen Partners* sehr ernst nehmen und sie keinesfalls "wegdiskutieren" wollen, nur weil sie für die eigene Position sehr unbequem sind. Basis für eine Lösung ist das Anerkennen: "Ja mein Partner* hat diese Wünsche bzw. ja mein Partner* hat diese Befürchtungen und ichakzeptiere dass es gerade so ist".

Auf dieser Basis der Akzeptanz dessen was gerade ist kann ich Paare darin unterstützen, behutsam ihre Beziehungsgrundlage zu aktualisieren. Welche Fragen dabei oft auftauchen können Sie im nächsten Bloggbeitrag lesen

*= Der Begriff Partner kann genauso auch als Partnerin gelesen werden ist also hier geschlechtsneutral gemeint 


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Schuld oder Verantwortung?

Bis in die 70er Jahre wurde vor Gericht festgestellt, wer von beiden die Schuld an einer Scheidung trägt. Das gibt es heute so zu Glück nicht mehr. Dennoch ist der Gedanke immer noch weit verbreitet, klären zu wollen, wer an einer bestimmt Situation schuld ist. Beratungen in meiner Praxis klammern die Schuldfrage weitestgehend aus. Warum sich das bewährt hat lesen Sie hier:

 
In meiner Arbeit mit Klienten ersetzt ich das Wort Schuld durch Verantwortung. Doch worin liegt der Unterschied? Bevor Sie direkt weiter lesen, können Sie einmal eine Minute inne halten, und für sich selbst diese Überlegung anstellen – vielleicht sogar zusammen mit Ihrem/Ihrer Partner(in) – und dann Ihre Ergebnisse mit meiner Sichtweise vergleichen.

 

Vorwärts oder rückwärts

Verantwortung ist nach vorne gewandt, Schuld nach hinten. Schuld ist derjenige, der in der Vergangenheit etwas falsch gemacht hat. Es tun sich damit also gleich zwei Probleme auf: Erstens ist es oft nicht eindeutig festzustellen was falsch und was richtig ist. Dazu bräuchte es ein von beiden Partnern anerkanntes, verbindliches und ganz eindeutiges Wertesystem, denn nur in Bezug auf ein solches, also auf eine bestimmte verbindliche Moral oder Ethik kann etwas falsch ( =nicht dieser Norm entsprechend) oder richtig ( = im Einklang mit dieser Norm) sein. Zweitens liegt das Tun oder Lassen das zur Schuld geführt hat in der Vergangenheit und kann daher nicht mehr rückgängig gemacht werden.

 
Die Schuldfrage wird oft vor allem deshalb geklärt, weil der Schuldige dann die Verantwortung für die Folgen seines Handelns übernehmen muß. Was aber, wenn beide Partner von sich aus Verantwortung für das übernehmen, was sie selbst Gutes tun können, unabhängig, ob sie dazu durch einen „Schuldspruch“ gezwungen wurden? Dann wird es für die Lösung einer Situation unerheblich wer die Schuld für sie trägt.

 
Durch die meist unfruchtbare Diskussion darüber, wer Schuld hat, wird oft sehr viel Zeit und Energie verschwendet, die bei der tatsächlichen Lösung der Probleme dann fehlt. Aus meiner Erfahrung ist dies einer der Hauptgründe, warum Paare sich „im Kreise drehen“ statt voran zu kommen. Deshalb ist es mir in meinen Beratungen ein wichtiges Anliegen meine Klienten weg von dem lähmenden Schuldfrage-Kampf hin in die lösungsorientierte Eigenverantwortung zu begleiten.

 

Ein Beispiel

Stellen Sie sich vor, sie haben sich durch Unachtsamkeit aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgesperrt. Wer ist daran Schuld? Sie! Stellen Sie sich nun vor, Ihr(e) Partner(in) kommt wenig später nach Hause und hat ihren eigenen Schlüssel dabei. Wer ist nun in der Verantwortung die Tür zu öffnen? Natürlich derjenige, der einen Schlüssel hat. VerANTWORTung führt zu Antworten, Schuld nicht.
 


 

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Was wenn nicht Paar?

Das Ergebnis einer Beziehungsberatung kann auch sein, daß die Paarbeziehung nicht weiter geführt wird. Aber was statt dessen? Können wir Freunde bleiben – oder werden? Wie wollen wir unsere Elternschaft organisieren? Sollten wir (erstmal) gar keinen Kontakt mehr haben? Auf diese Fragen gehe ich im dritten Teil der kleinen Serie über Paarberatung ein.

Durch die obigen Fragen wird klar, daß das Ende einer Paarbeziehung nicht zwangsläufig das Ende überhaupt jeder Beziehung zu dem anderen Menschen ist. Wie die Phase nach der Trennung gestaltet werden soll, hängt von vielen Faktoren ab, z.B.

  • Gibt es gemeinsame Kinder – wie alt sind diese?
  • Gibt es eine gemeinsame Wohnung und oder gemeinsamen Besitz?
  • Sind beide mit der Trennung einverstanden oder wollte sie nur einer von beiden?
  • Haben beiden den Wunsch auf irgend eine Weise in Kontakt zu bleiben oder ist dies nur eine (vorübergehende) Notwendigkeit?

 

Gestaltungsspielraum nutzen

Durch die Beschäftigung mit all diesen Fragen wird deutlich, dass sich Trennung bzw. die Phase nach der Trennung aktiv gestalten lässt. Trennung besagt, dass ich mit einer Person nicht mehr in einer Paarbeziehung lebe, das Wort gibt aber keine Auskunft darüber, in welchem Verhältnis Sie statt dessen mit der Person stehen. Da ist vieles möglich, von

  • Absolutem Kontaktabbruch / Kontaktvermeidung über
  • Oberflächlich entspanntes Verhältnis, wenn man sich zufällig mal begegnet
  • Funktionierende „Geschäftsbeziehung“ z.B. um weiterhin gemeinsam Elternschaft zu leben bis hin zu
  • persönlicher Freundschaft mit Interesse am Leben und dem Wohlergehen des anderen

So gesehen ist eine Trennung auch der Anfang einer neuen Phase, die Sie gestalten können, manchmal, bedingt durch äußere Notwendigkeiten auch müssen. Konkret bedeut das, daß einige Paare, bei denen die Beratung bei mir in eine Trennung mündete, noch zu einigen weiteren Gesprächen kommen, um herauszufinden, wie es nun weiter gehen soll.

 

Trennung ist nicht Ende sondern Anfang

Genau genommen beginnt nach der Trennung nicht EINE neue Phase sondern mehrere. Zunächst kann bei einem oder beiden der Schmerz und die Verletzung so im Vordergrund stehen, daß für eine gewisse Zeit der größtmögliche Abstand gesucht wird. In späteren Phasen kann dann vielleicht wieder ein anderer Umgang miteinander gefunden werden.

Die Muster und Möglichkeiten nach einer Trennung sind individuell sehr verschieden, weswegen es hilfreich sein kann, sich durch diese schwierige Zeit begleiten zu lassen, sei es gemeinsam als ehemaliges Paar, sei es als Einzelperson.

Ein ganz persönliches Herzensanliegen ist mir dabei die Begleitung von Eltern in der Trennungsphase. Und ich muß zugeben, daß ich dabei – im Gegensatz zu meiner sonstigen Arbeit – nicht ganz unparteiisch bin, sondern mir das Kindswohl besonders wichtig ist. Leider werden Kinder, oft sogar ohne bewusste Absicht, als Druckmittel im Kampf der Eltern mißbraucht. Auch kleinen Kinder spüren das und leiden sehr darunter oder nehmen Schaden. Meine Bitte: Seien Sie sich dieser Gefahr bewusst und lassen Sie sich trotz aller Wut, Schmerz und Trauer dazu nicht hinreißen.


 

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Nach dem Pulverdampf

Wenn der erste Schock nach dem Auffliegen einer heimlichen Affäre verfolgen ist (siehe dazu meinen letzen Blogbeitrag) stellt sich die Frage, wie – und ob überhaupt – es weitergehen kann als Paar. Und falls nein, wie dann?

 
Um dies zu beantworten, schaue ich mit den Paaren zunächst zurück auf ihre bisherige Beziehung. Warum sind die Partner seinerzeit zusammen gekommen – was hat sie aneinander fasziniert oder zumindest angezogen? Was war gut in der Beziehung bisher? Und was nicht? Was an Schönem ist unterwegs verloren gegangen? Und was war nicht gut oder ist verloren gegangen ohne dass darüber geredet wurdet? Gab es in der bisherigen Beziehung zu viele Tabus und Unausgesprochenes?

 

Butter bei die Fisch!

Jetzt ist die Zeit und die Gelegenheit gekommen reinen Tisch zu machen. Ein Neustart kann – wenn überhaupt – nur gelingen, auf der Basis von gegenseitiger Offenheit, die wiederum Voraussetzung ist, dass beschädigtes Vertrauen wieder wachsen kann. Die Zeit der Salamitaktikmiklaw-beziehungsberatung-Salamitaktik die Wahrheit betreffend, um den/die Partner(in) nicht zu verletzen und ihn/sie (oder ehrlicher Weise doch hauptsächlich sich selbst?) zu schonen ist vorbei!

 
Frage ich die Paare, wie sich denn die Beziehung in Zukunft wünschen würden, so höre ich manchmal „So wie früher“. Da aber niemand die Zeit zurück drehen kann, ist es nicht möglich, dass die zukünftige Beziehung nach dem Geschehenen gleich der vergangenen Beziehung ist. Aus meiner Sicht ist dies eine ganz entscheidende Einsicht, um sich aktiv um die Ausgestaltung der Beziehung 2.0 zu kümmern. Oder auch um festzustellen, das der Wunsch nach einer neuen Beziehung mit dem/der alten Partner(in) nicht bei beiden gegeben ist – oder nicht ausreichend stark ist um die Beziehung zu „renovieren“.

 

Waren beide beteiligt?

Oft ergibt sich in dieser Phase der Wunsch nach einem Neustart mit dem/der bisherigen, vertrauten und im Grunde oft noch geliebten Partner(in), ohne dass schon klar ist, wie dieser Neustart überhaupt aussehen könnte. Dazu kann auch ich keine vorgefertigte Lösung präsentieren, aber ich kann mit dem Paar an wichtigen Fragen forschen, wie z.B.:

 

  • – Welche Sehnsüchte treiben Sie an, die die Partnerschaft erfüllen oder zumindest nicht verhindern soll
    – Wo möchten Sie ihre eigene Persönlich hinentwickeln – wenn überhaupt?
    – Welchen Anteil haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paar an Erfahrung zu ernten?
  •  
    Durch die Beschäftigung mit solcherlei Fragen (was Sie natürlich auch ohne mich und ohne Krise mit Ihrer Partner(in) tun können) entstehen mit der Zeit immer deutlicher die Konturen und Eckpfeiler, die das neue Grundgerüst erkennen lassen.

     
    Und manchmal passiert eben gerade dies nicht oder die sich abzeichnende Lösung gefällt nur einem Partner und dem anderen eine andere. Kurzum, manchmal zeigt es sich, daß in Zukunft diese Paarkonstelation nicht mehr möglich sein wird. Aber was stattdessen?

     
    Darüber werde ich in meinem nächsten Blogbeitrag schreiben.

     


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    Erwischt

    Hin und wieder werde ich um einen ganz kurzfristigen Termin gebeten, weil die Paarbeziehung quasi von einem zum nächsten Moment „explodiert“ ist. Scheinbar aus heiterem Himmel ist der GAU eingetreten – eine Seitensprung oder sogar eine längere, heimliche Affäre sind aufgeflogen. Was nun – was tun?
     
    Die Zeit nach der „Enttarnung“ kann in unterschiedliche Phasen eingeteilt werden, die sich teilweise überlagern. Die erste könnte man „Pulverdampf“ nennen. Dieser Pulverdampf behindert den klaren Blick auf die Dinge und es ist gut erst einmal Inne zu halten und zu warten bis sich die Sicht wieder etwas klärt.
     

    Durch den Pulverdampf

    Weil dies natürlich nicht so einfach ist, empfiehlt es sich bereits zu diesem Zeitpunkt, professionelle Hilfe zu suchen. Diese besteht dann zunächst darin, die Paare durch den „Pulverdampf“ hindurchzuführen. Und das hat u.a. auch etwas mit Dampf ablassen zu tun, denn gerade die passiv betroffene Person* empfindet spontan meist Wut, vor allem, wenn sie massiv belogen wurde.
     
    Es ist wichtig, dass sich die aktive Person* in dieser Phase dieser Wut stellt und nicht versucht, diese abzuwehren oder zu relativieren. Diese schwierige Aufgabe gelingt meist besser in Gegenwart eines allparteilichen Dritten.
     
    Es ist sehr ratsam in der „blinden Pulverdampf-Phase“ keine Ent-Schiedungen zu treffen, auch wenn die Wut und die damit verbundene Rachelust die passiv betroffenen Person oft in diese Richtung treibt. Widerstehen Sie dieser Verführung des „Den/ Die mach ich fertig“ – es gibt keinen Grund, der zu schnellem Handeln zwingt.
     

    Wut und Scham

    Wo die passiv betroffene Person Wut empfindet, empfindet die aktive oft Scham. Dieses leisere, nach innen gekehrte Gefühl verschwindet zunächst oft unter dem lauten Zorn der anderen Person. Erst wenn dieser sich allmählich abschwächt kann die Scham der aktiven Person spürbar werden.
     
    Es ist allerdings nicht zwingend, das die aktive Person Scham empfindet. Auf keinen Fall sollte Scham geheuchelt werden, wenn sie nicht echt ist – das wäre ein weiteres mal unaufrichtig. Ist sie aber echt, sollte das vom/von der Partner(in) auch anerkannt werden.
     
    Nach dieser ersten Phase folgt in der Paarberatung eine umfassende Analysephase, in der Fragen geklärt werden wie:
     

  • – Welche Substanz hat die Beziehung noch, soll / kann sie weitergeführt werden?
    – Welcher Ausgleich ist ggf. nötig – kann verziehen werden?
    – Kann verlorenes Vertrauen wieder hergestellt werden und wie?
    – Was haben die Partner jeweils dazu beigetragen, dass das Passierte passiert ist?
    – Was ist aus alle dem für das Paarzu lernen?
  •  
    Zu den weiteren Phasen werde ich in meinen nächsten Beiträgen schreiben.
     
    * Ich vermeide hier bewusst die Begriff „Täter“ und „Opfer“, weil sie ungünstig mit einseitiger Schuld einerseits und Handlungsunfähigkeit andererseits besetzt sind.
     


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    Trennung

    Auch eine Paarberatung kann eine Trennung nicht immer verhindern – vor allem dann nicht, wenn Paare sehr spät in die Beratung kommen. Manchmal erweisst sich eine Trennung tatsächlich auch für beiden als der beste Weg. In jedem Fall geht es mir dann darum, die Trennung zusammen mit dem Paar so zu gestalten, dass sie in Würde stattfinden kann.

     

    Leider kommen Paare oft sehr spät in die Beratung, dann wenn ihr inneres Auseinanderleben schon weit fortgeschritten ist (siehe dazu auch den Blog Beitrag „Zu früh/zu spät“). Dann kann sich eine Trennung möglicherweise wirklich als eine sinnvolle Möglichkeit herausstellen. Hin und wieder ist auch nur einer der Partner davon überzeugt, dass eine Trennung der einzige Ausweg ist. Wenn sich diese Überzeugung – die nicht unbedingt falsch sein muss – bei einem der Partner verfestigt, kann auch eine Paarberatung eine Trennung nicht verhindern.
     

    Ergebnisoffene Beratung

    Grundsätzlich ist es so, dass meine Beratungen ergebnisoffen sind. D.h. das Paar selbst bestimmt, was das Ziel der Beratung sein soll. Manche Paare sind sich klar, dass sie zusammen bleiben wollen und ihre Krise gemeinsam bewältigen möchten. Andere wollen Klarheit erlangen ob sie weiter einen gemeinsamen Weg gehen sollten. Wieder andere möchten bei einer würdevollen Trennung begleitet werden. Und es gibt die Fälle, in denen beide Partner unterschiedliche Wünsche haben.

     

    Aber auch wenn sich ein Paar einig ist was es möchte, ist das Ergebnis der Beratung machmal ein anderes. Ich habe Paare begleitet, die wegen einer Trennungsbegleitung zu mir kamen, dann aber während dieses Prozesses auf einer tieferen Ebene wieder zueinander gefunden haben.

     

    Manchmal kommt es anders

    Und ich habe auch mit Paaren gearbeitet, die beide Ihre Beziehung um jeden Preis retten wollten. Während der Beratung stellte sich heraus, dass das einzige Interesse das sie gemeisam hatten, darin lag den Trennungsschmerzes zu vermeiden. So gut es mir möglich war begleitete ich dieses Paar durch diesen Schmerz und half bei einer würdevollen Trennung, die für beide neue Lebensperspektiven ermöglichte.

     

    Fazit: Eine Trennung ist nicht immer das schlechteste Ergebnis einer Paartherapie und zu welchem Ergebnis die Beratung führt ist im Vorhinein nicht immer abzusehen. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein bevor sie den mutigen Schritt zur Beratung tun.

     


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