Mit jemand anderem anders sein

Warum haben Menschen Affären?  Vielleicht weil sie eine schlechte Beziehung führen, in der irgend etwas nicht in Ordnung ist? Ja, manchmal ist das so. Aber warum haben Menschen Affären, die in einer guten Beziehung leben? Weil sie nicht genug bekommen können, weil die Kuh aufs Eis geht, wenn es ihr zu wohl wird, weil sie verdrängen, dass sie eigentlich doch eine schlechte Beziehung haben? Nein so ist es meistens nicht. Aber wie dann?

Die Antwort findet sich in der Überschrift: Menschen die aus tragfähigen Beziehungen heraus fremdgehen tun dies meist, weil sie eine andere mögliche Version von sich selbst ausprobieren wollen – zumindest hin und wieder. Dieses anders sein gelingt mit jemand anderem oft leichter als mit dem vertrauten Partner*. In den meisten Affären geht es also darum, sich selbst auf neue Weise auszuprobieren, jenseits von Alltag, Verantwortung und Routine.

Die Macht der Affäre

Das sehr lesenswerte Buch mit diesem Titel von meiner Kollegin Esther Perel hat mich zu diesem Blog-Beitrag inspiriert. Sie geht davon aus, dass die Suche nach einem Problem in der Partnerschaft, welches ursächlich für eine Affäre ist, meist zu kurz greift. Ich finde, dies ist ein wunderbar befreiender Gedanke, sowohl für den der die Affäre hat, wie für denjenigen, der sie gerade aushalten muß.

Affären des Partners* sind sicherlich schmerzhaft für denjenigen, der sie gerade ertragen muß – meist übrigens auch dann wenn sie offen gelebt werden statt entdeckt worden zu sein. Aber sie sind im Allgemeinen nicht gegen den Partner* gerichtet und weisen nicht unbedingt auf schwerwiegende Partnerschaftsprobleme hin, sondern sie dienen der Erkundung anderer eigener Anteile.

Wer also eine Affäre hat, lernt unweigerlichen einen neuen oder einen in Vergessenheit geratenen Teil von sich selbst kennen. Daraus ergibt sich ein wunderbares Geschenk, welches der Affären-Genießer* dem (wissenden oder unwissenden) Affären-Dulder* machen kann:

Bringen Sie Ihre in der Affäre neu geweckten oder wieder entdeckten Anteile in Ihre Hauptbeziehung ein. Enthalten Sie dieses andere Ich Ihrem Partner* nicht vor. Lassen Sie die neu gewonnene Lebensfreude und Energie auch dort zu, wo sie eine ganz neue, oft von beiden lange ersehnte Dynamik anstoßen kann: In Ihrer Paarbeziehung. Sie beide werden von der neuen Lebendigkeit, dem neuen Elan, vielleicht auch der wieder entfachten Erotik profitieren, die Sie „aus der Affäre mit nach Hause bringen“.

Affären muss man sich verdienen

Für den Wunsch sich selbst neu kennen lernen zu wollen, muß sich niemand schämen. Wer aber die neuen Erfahrungen nur innerhalb der Affäre lebt, während er in der Hauptbeziehung den alten, vertrauten, gar nicht mal so schlechten Trott weiterlebt, der entzieht sich seinem Partner* und der Verantwortung. Er verschwendet wertvolle Ressourcen, statt diese dem Partner* (und sich selbst) zum Geschenk zu machen.

„Wenn wir nur 10% des Mutes, den es braucht sich auf eine Affäre einzulassen und 10 % der Vitalität, die uns eine Affäre beschert in unsere Hauptbeziehung einfließen ließen,“ so bemerkt sinngemäß Esther Perel sehr trefflich in ihrem Buch, “dann könnten wir mit unserem Partner* eine ganz neue Dynamik entfalten“.

Manche Menschen aber haben gerade Angst davor, solch starke, zwar belebende aber vielleicht auch unkontrollierbare Kräfte in ihre in die Jahre gekommene, routiniert ablaufende Partnerbeziehung einzuladen. Aber das ist noch einmal ein anderes Kapitel.  

 

* Es ist immer sowohl die männliche wie weibliche Form gemeint   

 

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Miklaw im „Focus – Magazin“

Polyamory ist für mehr Menschen als es sichs selbst eingestehen ein verheissungsvoller Weg aus so macher Paarkrise. Aber Polyamory ist weder ein Allheilmittel noch einfach zu Leben. Dennoch ist es eine ernstzunehmende Alternative zum konventionellen Paar-Modell und steht daher immer öfter im Focus.

 
Ich möchte heute auf einen Artikel über Polyamorie hinweisen im „Focus-Magazin“ Heft 26/15 welches am Samstag, den 20.6. erschienen ist.
Es gibt ja im Moment gerade einen wahren Medien – Hype zu diesem Thema. Es ist aus meiner Sicht begrüßenswert, dass dadurch vielen Menschen bewusst wird, dass auch andere Liebesformen als die klassische Paarbeziehung existieren. Manchmal wird das Thema in den Medien aber auch sensationslüstern und reißerisch angegangen, manchmal die Polygamie lächerlich gemacht, manchmal als Allheilmittel glorifiziert.

 

Polyamory im Focus

Dies alles ist bei besagtem Artikel glücklicherweise nicht der Fall. Der Artikel erscheint mir sehr ausgewogen und bietet gerade für Menschen, denen dieses Thema beiher noch eher fremd und unbekannt war, hilfreiche Informationen.

 

Ich bin ehrlich gesagt durchaus stolz darauf, in einem renommierten, weit verbreiteten Nachrichtenmagazin wie dem Focus zitiert zu werden.
Hier eine Passage aus dem Artikel:

 

„Fast jeder Verheiratete hat sich zumindest schon einmal in einen
anderen Menschen als seinen Partner verguckt“, sagt Therapeut
Mathias Miklaw. Dieses Wissen verleihe der Polyamorie-Bewegung die
Schubkraft. 2012 ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der
Singlebörse ElitePartner, dass mehr als jeder fünfte Deutsche in
einer festen Beziehung bereits fremd ging. Fliegt die Affaire auf,
reden viele über eine Trennung, manche über eine offene Beziehung.
Noch ist kaum erforscht, ob Polyamorie glücklicher macht als
Monogamie. Umfragen legen zumindest nabe, dass die meisten Polys
sehr zufrieden mit ihrem Liebesleben sind. „Manche Menschen
huldigen der Polyamorie wie einer Religion“, sagt Miklaw.
Allerdings hätten sich die allermeisten monogam Lebenden nie aktiv
und aus freier, bewusster Wahl für ihr Beziehungsmodell
entschieden, sondern hielten es für Gott gegeben. Monogame
Beziehungen seien schon nicht leicht, aber polyamore noch
schwieriger.

 

Focus Artikel zu Polyamory bestellen

Wenn Sie den ganzen Artikel lesen möchten und das Focus-Heft nicht mehr bekommen können, können Sie den Artikel für private Zwecke von mir als pdf anfordern unter

beratung@miklaw.de

 


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