Vielleicht haben Sie diesen Satz auch schon einmal gedacht oder gar ausgesprochen. Gehört oder gelesen haben Sie ihn mit Sicherheit schon: „Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann würdest Du…..“
Für den zweiten Teil des Satzes gibt es unendlich viele Variablen, wie zum Beispiel:
…öfters den Mülleimer herunter bringen
…von selber wissen, was ich mir wünsche
…offener mit mir sprechen
…mir nicht weh tun mit Deinen Wünschen
…aufmerksamer sein
…dieses tun und jenes lassen
Warum erwähne ich das hier? Was ist das Interessante an diesem Satz? Mindestens dreierlei:
Zum einen steckt in der Aussage die Annahme vom Partner* nicht tatsächlich geliebt zu werden.
Zum anderen die Vorstellung, dass es für Liebe bestimmte Beweise oder zumindest Indizien gäbe, an denen man ablesen kann, ob nun Liebe vorhanden ist oder nicht, wenn ja, ob im genügendem Maße und von ausreichender Qualität – die wahre Liebe eben.
Und zum dritten wird offensichtlich, dass die Frage nach dem wirklich richtig geliebt werden offenbar sehr viele Menschen umtreibt. Doch ist sie wirklich so bedeutungsvoll und wichtig?
Wahre Liebe
Die erste Annahme – zumindest wenn sie sich verfestigt und nicht als kurzer Anflug eines Zweifels schnell wieder verfliegt – ist oft ein Zeichen mangelnder Selbstliebe oder eigener Liebesfähigkeit. Wir versuchen zu ergründen, ob die Liebe eines anderen Menschen zu uns wahr ist, statt zu erkennen, dass die Zweifel daran in uns selbst begründet liegen. Zweifel und Liebe schließen sich aus.
Wenn wir zweifeln, können wir nicht vertrauen und wenn wir nicht vertrauen können wir uns nicht in die Liebe fallen lassen. Wir sind auf der Hut und fühlen uns nicht geliebt, auch wenn der Partner* dies noch so sehr tut. Es entsteht dann der EINDRUCK unser Partner* würde uns nicht richtig lieben, nur weil er nicht das tut (oder lässt), von dem WIR glauben, es sei ein Zeichen von Liebe.
Liebesbeweise
gibt es nicht! Liebe ist nicht beweisbar. Wir können glauben geliebt zu werden, wir können uns für liebenswert halten, wir können uns geliebt fühlen oder eben auch all das nicht. Die Idee aber, das ein Mensch einem anderen Menschen beweisen könne, dass er ihn liebe ist – mit Verlaub – völlig absurd. Die wahre, reine Liebe ist ein äußerst zartes Wesen, dass sich jeder Vereinnahmung, jeder Instrumentalisierung, jeder Erwartung an sie entzieht.
Der Satz „Ich liebe Dich“ drückt nur genau dieses aus, nämlich „Ich liebe Dich“. Sonst nichts. Nichts Weiteres lässt sich daraus herleiten! Nichts wie wir uns aufeinander beziehen müssten, nichts was wir für einander tun müssten, nichts wer wir für einander sein sollten. Leider wird das zarte Wesen der Liebe dauernd überlastet mit Deutungen und Ansprüchen, unter denen sie zusammenbricht.
Liebenswert und liebesfähig
Bedeutungsvoller als die Erforschung der Frage „Werde ich wirklich geliebt?“, wofür es ja nie Beweise geben kann, sind daher andere:
– Halte ich mich der Liebe wert?
– Kann ich selbst lieben – auf meine ganz persönliche, individuelle, ureigene Art – abseits vorgegebener Schablonen und Vorstellungen, wie Liebe zu sein hat.
Immer mal wieder kommen Klienten zu mir, die dann zu dem Schluss kommen, sie selbst könnten nicht lieben. Meist stellt sich allerdings heraus, dass sie dies sehr wohl können, nur nicht in einer Weise die ihren eigenen Vorstellungen davon gerecht wird, wie Liebe sein sollte.
Liebe aber ist nicht so oder so und auch nicht so. Liebe ist
* = Der Begriff Partner ist geschlechtsneutral zu verstehen, d.h. in diesem Fall ist sowohl der männliche Partner wie auch die weibliche Partnerin gemeint
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