Mit jemand anderem anders sein

Warum haben Menschen Affären?  Vielleicht weil sie eine schlechte Beziehung führen, in der irgend etwas nicht in Ordnung ist? Ja, manchmal ist das so. Aber warum haben Menschen Affären, die in einer guten Beziehung leben? Weil sie nicht genug bekommen können, weil die Kuh aufs Eis geht, wenn es ihr zu wohl wird, weil sie verdrängen, dass sie eigentlich doch eine schlechte Beziehung haben? Nein so ist es meistens nicht. Aber wie dann?

Die Antwort findet sich in der Überschrift: Menschen die aus tragfähigen Beziehungen heraus fremdgehen tun dies meist, weil sie eine andere mögliche Version von sich selbst ausprobieren wollen – zumindest hin und wieder. Dieses anders sein gelingt mit jemand anderem oft leichter als mit dem vertrauten Partner*. In den meisten Affären geht es also darum, sich selbst auf neue Weise auszuprobieren, jenseits von Alltag, Verantwortung und Routine.

Die Macht der Affäre

Das sehr lesenswerte Buch mit diesem Titel von meiner Kollegin Esther Perel hat mich zu diesem Blog-Beitrag inspiriert. Sie geht davon aus, dass die Suche nach einem Problem in der Partnerschaft, welches ursächlich für eine Affäre ist, meist zu kurz greift. Ich finde, dies ist ein wunderbar befreiender Gedanke, sowohl für den der die Affäre hat, wie für denjenigen, der sie gerade aushalten muß.

Affären des Partners* sind sicherlich schmerzhaft für denjenigen, der sie gerade ertragen muß – meist übrigens auch dann wenn sie offen gelebt werden statt entdeckt worden zu sein. Aber sie sind im Allgemeinen nicht gegen den Partner* gerichtet und weisen nicht unbedingt auf schwerwiegende Partnerschaftsprobleme hin, sondern sie dienen der Erkundung anderer eigener Anteile.

Wer also eine Affäre hat, lernt unweigerlichen einen neuen oder einen in Vergessenheit geratenen Teil von sich selbst kennen. Daraus ergibt sich ein wunderbares Geschenk, welches der Affären-Genießer* dem (wissenden oder unwissenden) Affären-Dulder* machen kann:

Bringen Sie Ihre in der Affäre neu geweckten oder wieder entdeckten Anteile in Ihre Hauptbeziehung ein. Enthalten Sie dieses andere Ich Ihrem Partner* nicht vor. Lassen Sie die neu gewonnene Lebensfreude und Energie auch dort zu, wo sie eine ganz neue, oft von beiden lange ersehnte Dynamik anstoßen kann: In Ihrer Paarbeziehung. Sie beide werden von der neuen Lebendigkeit, dem neuen Elan, vielleicht auch der wieder entfachten Erotik profitieren, die Sie „aus der Affäre mit nach Hause bringen“.

Affären muss man sich verdienen

Für den Wunsch sich selbst neu kennen lernen zu wollen, muß sich niemand schämen. Wer aber die neuen Erfahrungen nur innerhalb der Affäre lebt, während er in der Hauptbeziehung den alten, vertrauten, gar nicht mal so schlechten Trott weiterlebt, der entzieht sich seinem Partner* und der Verantwortung. Er verschwendet wertvolle Ressourcen, statt diese dem Partner* (und sich selbst) zum Geschenk zu machen.

„Wenn wir nur 10% des Mutes, den es braucht sich auf eine Affäre einzulassen und 10 % der Vitalität, die uns eine Affäre beschert in unsere Hauptbeziehung einfließen ließen,“ so bemerkt sinngemäß Esther Perel sehr trefflich in ihrem Buch, “dann könnten wir mit unserem Partner* eine ganz neue Dynamik entfalten“.

Manche Menschen aber haben gerade Angst davor, solch starke, zwar belebende aber vielleicht auch unkontrollierbare Kräfte in ihre in die Jahre gekommene, routiniert ablaufende Partnerbeziehung einzuladen. Aber das ist noch einmal ein anderes Kapitel.  

 

* Es ist immer sowohl die männliche wie weibliche Form gemeint   

 

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Offen oder geöffnet?

Einen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.7.18, in dem ich zitiert werde, möchte ich zum Anlass nehmen, mit Ihnen einige Gedanken sowie Erfahrungen aus der Beratungspraxis zum Thema offene Beziehungen zu teilen. Das Resümee gleich vorweg: Es handelt sich bei dieser Beziehungsform weder um ein einfaches Allheilmittel für jedermann / jedefrau noch sind solche Verbindungen von vornherein zum scheitern verurteilt. Worauf also kommt es an?

Aus den vielen Faktoren, die eine Rolle spielen, kann ich hier nur einige herausgreifen. Wer mit dem Gedanken an eine offen Beziehung spielt, sollte sich zunächst ehrlich Rechenschaft darüber ablegen, aus welchen Motiven heraus ihm eine solche komplexe Beziehungsgestaltung reizt. Wer diese Beziehungsform für sich ablehnt, sollte übrigens auch wissen warum.

Gute Frage – nächste Frage

Eine offene Beziehung ist eine solche in der die sexuelle Ausschließlichkeit nicht vereinbart ist -werder explizit noch, was ja klassischerweise häufiger der Fall ist implizit, also unausgesprochen. Aber was ist es statt dessen? Auch darüber sollte man sich bewusst werden bzw. mit einander ins Gespräch kommen.

In besagtem Artikel grenzt mein Kollege Jochen Rögelein die offene von der geöffneten Beziehung ab. Eine sehr interessante Unterscheidung, wie ich finde (mehr dazu hier). Und wenn die sexuelle Exklusivität nicht mehr gilt braucht es dann andere Exklusivitäten, überhaupt andere Regeln oder liegt die wahre Freiheit in der Liebesanarchie?

Nicht dass es allgemeingültige Antworten auf diese Fragen gäbe, dass ich sie gar wüsste, wichtig erscheint mir aber in diesen Fragen Klarheit anzustreben. Wenn zwei sich nicht einigen können ob eine offene Beziehung das richtige ist, mag es daran liegen, dass beide ganz abweichende Vorstellungen mit diesem Terminus verbinden.

Akzeptieren was ist

Natürlich ist es viel leichter eine offene oder geöffnete Beziehung zu leben, wenn beide Partner von Anfang an dieses Beziehungsmodell wollen. In meine Praxis kommen oft Paare bei denen einer von beiden sich wünscht, die Beziehung zu öffnen, nachdem sie „klassisch“ begonnen hat. Der andere Partner* ist meist nicht zur selben Zeit am selben Punkt und fühlt sich durch die Wünsche nach Öffnung oft bedroht.

Der wichtigste erste Schritt in einer solchen Situation, denn beide gehen sollten ist nicht leicht: Beide sollten die Wünsche bzw. Befürchtungen des jeweils anderen Partners* sehr ernst nehmen und sie keinesfalls „wegdiskutieren“ wollen, nur weil sie für die eigene Position sehr unbequem sind. Basis für eine Lösung ist das Anerkennen: „Ja mein Partner* hat diese Wünsche bzw. ja mein Partner* hat diese Befürchtungen und ichakzeptiere dass es gerade so ist“.

Auf dieser Basis der Akzeptanz dessen was gerade ist kann ich Paare darin unterstützen, behutsam ihre Beziehungsgrundlage zu aktualisieren. Welche Fragen dabei oft auftauchen können Sie im nächsten Bloggbeitrag lesen

*= Der Begriff Partner kann genauso auch als Partnerin gelesen werden ist also hier geschlechtsneutral gemeint 


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Genital-Meditation

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, Genital-Meditation ist keine neue sexuelle Praxis, die Sie noch nicht kennen. Ganz im Gegenteil – mit Sex hat sie erst einmal nichts zu tun aber eben mit Meditation . Vor allem aber ist die Genital-Meditation eine wunderbare Möglichkeit jenseits vom Sex mit dem Partner* (körperliche) Intimität herzustellen.

 

Für eine Genital-Meditation brauchen Sie keine besonderen Vorkenntnisse was das Meditieren angeht. Was Sie brauchen ist:
– Eine gewisse Fähigkeit, sich zu konzentrieren und präsent zu sein
– Die Bereitschaft mit ihrer Partnerin* Neues auszuprobieren
– Mindestens 30 Minuten ungestörte Zeit

 

So funktioniert’s

– Entscheiden Sie zunächst, wer der Gebende, wer der Nehmende von Ihnen beiden ist
– Wenn Sie nicht schon im Bett sind, gehen Sie in ein solches, und zwar nackt
– Der / die Nehmende legt sich bequem auf den Rücken, entspannt sich und lenkt seine/ihre Aufmerksam, vielleicht auch seinen/ihren Atem zu den Genitalien
– Der / die Gebende legt sich ebenfalls bequem und entspannt neben den Partner* auf den Rücken, wartet bis der Partner* bereit ist und legt dann eine (warme) Hand langsam und vorsichtig auf den Penis des Partners bzw. die Vulva der Partnerin
– Auch der / die Gebende entspannt sich und lenkt seine/ihre Aufmerksam, vielleicht auch seinen/ihren Atem über den Arm und die Hand zu den Genitalien der Partnerin*
– Nach etwa 5-10 Minuten nehmen Sie die Hand wieder langsam wieder zurück
– Machen Sie eine kurze Pause und tauschen sie sich dann mit Ihrem Partner* darüber aus, was Sie erlebt und empfunden haben, was Ihnen eher leicht oder eher schwer gefallen ist
– Wichtig dabei ist, das Sie nicht ins Diskutieren kommen sondern einfach das anhören und annehmen was die Partnerin* Ihnen mitteilt

 

Natürlich kommt es vor, dass allein durch die aufgelegte Hand der Penis steif wird bzw. die Frau erregt wird. Sollte dies geschehen, ist das selbstverständlich völlig in Ordnung. Freuen Sie sich darüber und lassen Sie es zu. Wichtig ist aber sich darüber klar zu sein, dass dies nicht das Ziel der Genital-Meditation ist. Bleiben Sie also absichtslos.

 

Sex und Meditation von einander trennen

Und selbstverständlich ist es auch nicht verboten, nach der Meditation Sex miteinander zu haben. Es empfiehlt sich aber, beides von einander zu trennen indem Sie die Meditation bewusst abschließen und sich ggf. erst dann sexuell zu begegnen.

 

Es ist nicht unbedingt notwendig, die Genital-Meditation sofort im Anschluss mit getauschten Rollen zu wiederholen. Oft ist es schöner, diese Meditation häufiger einmal durchzuführen, einmal in die eine, das nächste mal in die andere Richtung.

 

Aus meiner Erfahrung tut die Genital-Meditation sowohl sexuell aktiven Paaren gut, weil sie jenseits der sexuellen Begegnung noch eine weitere Möglichkeit körperlicher Intimität darstellt. Und ebenso tut sie Paaren gut, die (derzeit) keinen Sex (mehr) haben, aus genau dem selben Grund.

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hier oder per mail (gerne anonym) einen Kommentar schreiben, wie es Ihnen mit der Genital-Meditation ergangen ist. Ein Klientenpaar sagte mir einmal: „Wir nennen es statt Genital-Meditation immer Genial-Meditation“

 

 

* = Dieser Begriff, wie auch weitere Begriffe mit grammatikalischem Geschlecht, sind geschlechtsneutral zu verstehen, d.h. in diesem Fall ist sowohl der männliche Partner wie auch die weibliche Partnerin gemeint

Orgasmus? Orgas kann!

Wem auch immer dieses Wortspiel zuerst eingefallen sein mag – er oder sie muss ein kluger und erfahrener Mensch gewesen sein. Der Orgasmus ist ein scheues Wesen, das einfach einmal auftauchen kann und ein anderes mal fern bleibt. Dass dem so ist, wird kaum jemand bestreiten. Ob wir allerdings in diese Tatsache ein Problem sehen oder nicht, darin unterscheiden sich die Menschen

 
Wie bevorzugen Sie Ihren Erdbeerkuchen? Mit oder ohne Sahne? Wahrscheinlich mit, denn so geht es den meisten Menschen. Aber mögen Sie den Erdbeerkuchen nur der Sahne wegen? Und würden Sie sagen Erdbeerkuchen ohne Sahen ist gar kein richtiger Erdbeerkuchen?
 

Sex statt Erdbeerkuchen

Ersetzen Sie nun einmal das Wort Erdbeerkuchen durch Sex und das Wort Sahne durch Orgasmus und Sie werden merken, was die eingangs erwähnte, kluge Person wohl mit ihrem Wortspiel ausdrücken wollte. Dass nämlich der Orgasmus das Sahnehäubchen der Sexualität ist, aber wer will schon immer nur Sahne.
 

Erdbeerkuchen schmeckt auch ohne Sahne
Erdbeerkuchen schmeckt auch ohne Sahne

In meiner Praxis erlebe ich oft, dass es Paare als Problem ansehen, wenn nicht beide Partner beim Sex regelmäßig einen Orgasmus bekommen – an besten immer gleichzeitig. Der Orgasmus muss als Währung dafür herhalten, ob der Sex denn auch wirklich gut war.
 
Diese Paare erwarten dann, dass ich ihnen Tipps und Tricks verrate, wie sie zuverlässig zu einem Orgasmus kommen um auf diese Weise ihr Problem zu lösen

 

Das Problem ist das Problem

Das Problem dieser Paare ist es aber nicht, dass sie nicht immer – oder vielleicht sogar nur selten – einen Orgasmus bekommen, sondern dass sie darin ein Problem sehen. Ich frage also ganz naiv nach: „Ich verstehe, dass Sie nicht jedes mal wenn Sie zusammen Sex haben zum Orgasmus kommen – aber worin genau liegt für Sie darin das Problem?“
 
Durch diese Frage wird dem Paar bewusst, mit welcher Bedeutung die Partner den Orgasmus aufladen. Man könnte ja glauben, es geht allein um das wunderbare Körpergefühl und die damit verbundene sexuelle Entspannung und Befriedigung. Aber weit gefehlt – einige der häufigsten Glaubenssätze zum Orgasmus sind folgende:

 

  • Wenn ich nur selten einen Orgasmus bekomme bin ich sexuell nicht vollwertig
  • Wenn meine Partnerin / mein Partner keinen Orgasmus bekommt. liegt das an mir
  • Ich möchte, dass mein Partner / Partnerin einen Orgasmus bekommt, weil dies mich als gute(n) Liebhaber(in) bestätigt
  • Wenn nur ich oder nur mein(e) Partner(in) einen Orgasmus bekommt ist das ungerecht

Machen Sie sich doch einmal Ihre eigenen Glaubenssätze zum Thema Orgasmus bewusst und kommen sie darüber mit Ihrem Partner in ein intimes, offenes Gespräch. Das kann ungemein entspannen. Und durch Entspannung fühlt sich das scheu Wesen des Orgasmus eingeladen und willkommen – der Orgasmus will kommen. Wenn aber SIE unbedingt kommen wollen, fühlt sich der Orgasmus nicht willkommen. Denn der Orgasmus kann, muss aber nicht.

 


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Nicht auf Erektion versteifen

Sex mit Erektion kann jeder aber kaum einer kann immer Erektion. Sich diese Tatsache einzugestehen ist gerade für Männer mit vielen Widerständen verbunden. Dabei kennt fast jeder Mann – und natürlich auch die Frauen – aus eigener Erfahrung Situationen, in denen „das beste Stück des Mannes“ nicht „mitspielt“. Meist wird dies dann als unangenehm, beängstigend und vor allem sehr peinlich empfunden, obwohl hier auch viele Chancen verborgen liegen.

Aus meinen Gesprächen mit Frauen zu diesem Thema habe ich vor allem erfahren, dass Männer die Frage ob sie gerade eine Erektion haben oder nicht im Allgemeinen überbewerten. Es kann Frauen zwar verunsichern, wenn ein Mann beim Liebesspiel keine Erektion hat und manche meinen auch, es habe mit Ihnen (also der Frau) selbst zu tun. Am belastendsten für Frauen ist aber nicht der Umstand, dass der Partner gerade keine Erektion hat, sondern das auf beiden Seiten große Verunsicherung darüber herrscht, wie mit dem Thema umzugehen ist.

 

Worte finden

Um diesen für Männer und Frauen unangenehmen Druck aus der Situation zu nehmen, empfehle ich als erstes einmal, diesen ja ganz offensichtlichen Sachverhalt auch anzusprechen – also Wort dafür zu finden. Dies mag zunächst schwierig sein, weil wir weder als Mann noch als Frau darin geübt sind, diese passenden Worte zu finden. Nur weil es ungewohnt ist, bedeutet dies aber nicht das es nicht möglich ist.

Üben, die richtigen Worte zu finden
Üben, die richtigen Worte zu finden

 

Egal ob Mann oder Frau, Sie können beispielsweise sagen “Offensichtlich können wir gerade nicht so ohne weiters miteinander schlafen – was machen wir denn da?“
Dies nimmt immer die Spannung des Unausgesprochenen und bringt Sie wieder in Kontakt mit Ihrem Partner /Partnerin

Und wie wäre es wenn Sie als Frau mal mit Ihrer besten Freundin über diese Thema sprechen würden, oder Sie als Mann mit Ihrem besten Freund? Wie gehen andere Menschen, andere Paare mit diesem Thema um, welches praktisch jeder kennt? Sie erhalten neue Inspirationen und Ideen, erfahren, dass Sie nicht die einzigen sind, denen es so geht und ganz nebenbei vertiefen Sie Ihre Freundschaft, der es gut tut, wenn nicht nur über Fußball, Kinder und Shopping gesmalltalked wird.

 

Welche Bedeutung geben Sie der Frage nach der Erektion?

Letztendlich geht es nicht darum, dass der Penis mal steht und mal ruht, sondern darum welche Bedeutung Sie diesem ganz natürlichen Umstand beimessen. Hier können Sie sich einmal ganz kindlich-naiv fragen, wozu denn der Penis beim Liebesspiel erigiert sein sollte. Die meisten Menschen haben sich diese Frage bisher nie gestellt und die Erektion beim Liebesspiel einfach als selbstverständlich verinnerlicht. So selbstverständlich ist es aber ganz offensichtlich nicht, dass der Penis Lust hat, die ihm zugedachte Pflicht auch fraglos zu erfüllen.
Bei Näherem nachdenken über dies Frage werden sie vielleicht zu folgenden Antworten kommen. Eine sehr nahe liegende ist diese:
– Ohne Erektion können wir keinen Sex haben.
Weitere Antworten könnten sein:
– Ohne Erektion könnte meine Frau glauben, ich begehre sie nicht mehr bzw.
– Wenn mein Mann keine Erektion hat, begehrt er mich nicht mehr.

Schon etwas genaueres Hinsehen und selbst Erkennen erfordert diese Antwort:
– Ich fühle mich als Mann verunsichert, wenn ich im „richtigen Moment“ keine Erektion bekomme bzw. halten kann. Ein richtiger Mann kann immer.
Ein solch verzerrtes Männerbild wird in Porno und oberflächlichen Stammtisch Prahlereien vermittelt.

Sex mit Erektion ist wie in einem schnellen Auto sitzen, mit dem Sie dann meist auf der Autobahn fahren wollen: Sicher, der Rausch der Geschwindigkeit hat etwas – Sie kommen schnell ans Ziel, sehen aber wenig von der schönen Umgebung. Sexuelle Begegnungen ohne Erektion sind natürlich ebenso gut möglich, sie führen zu einer anderen Art der Lust, die, um im Bild zu bleiben, mit einer Fahrradtour vergleichbar ist. Sie lernen entspannt die Umgebung kennen, lassen sich treiben, verfolgen kein bestimmtes Ziel, erforschen genussvoll Um- Neben- und Abwege, machen sich im Gebiet der Sexualität ortskundig, statt es möglichst zielstrebig zu durchmessen.

Sich treiben lassen ohne ein bestimmtes Ziel erreichen zu müssen
Sich treiben lassen ohne ein bestimmtes Ziel erreichen zu müssen

Fragen Sie sich, was ist das Ziel Ihres Liebesspiels? Möglichst schnell zum Beischlaf und zum Orgasmus kommen? Oder Körperlichkeit und Nähe in all Ihrer Vielfältigkeit zu erkunden und zu genießen?

 

Der Penis als Anzeigeinstrument

Verlassen Sie sich auf das “Anzeigeinstrument Penis“. Deutet der Zeiger nach oben, so haben „die Messungen des erotischen Gesamtsystems“ ergeben, dass es möglich (aber nicht zwingend) ist, der „klassischen Form“ der Sexualität nachzugehen, also z.B. einzudringen, sanft oder wild Liebe zu machen, zum Orgasmus zu kommen.
Deutet der Zeiger gerade eher nach unten, bedeutet dies, dass „die Messungen des erotischen Gesamtsystems“ ergeben habe, dass gerade eine andere Form der sinnlichen, körperlichen, erotischen, sexuellen Begegnung angezeigt ist. Ein großer Möglichkeitsraum, der leicht übersehen wird, wenn man(n) oder paar sich auf die Erektion versteift.

Neben allen wunderbaren Dingen, die Sie körperlich erregend und vergnüglich miteinander tun können ohne Erektion – darf die Phantasie, die Kommunikation und die Experimentierfreude nur weit genug schweifen – ist natürlich, mit ein wenig Übung, auch ein Eindringen ohne Erektion möglich. Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, googeln Sie einmal die Begriffe „Weiche Penetration“ „Slow Sex“ oder „Diana Richardson“ die in ihrem Buch „Zeit für Liebe“ das weiche Eindringen detailliert beschreibt.

 


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Sex & Elternschaft

Oft berichten mir junge Paare, dass sie zu Anfang ihrer Beziehung ein erfülltes Sexualleben hatten, dieses aber, seitdem sie Eltern geworden sind, mehr und mehr eingeschlafen ist. Eltern sein und Liebes- und Sexualpartner bleiben ist nicht selbstverständlich sondern eine echte Herausforderung.
Nehmen Sie sie an!
 
Menschen nehmen in ihrem Leben verschiedene Rollen ein. Sie sind z.B. gleichzeitig, Sohn oder Tochter, Angestellter oder Selbständiger, Kumpel oder beste Freundin, Liebespartner oder -partnerin und vieles mehr. Und manchmal kommen neue Rollen hinzu, z.B. die „plötzlich“ Vater oder Mutter zu sein.

 

Elternschaft geht mit großen Veränderungen im Leben eines Paares einher und aus meiner Erfahrung sind diese Veränderungen in der Wahrnehmung der Partner oft so stark, daß mache der bisherigen Rollen „auf der Strecke bleiben“.

 

Wer nur als Alltags-Team funktioniert wird unzufrieden

Wenn ein Paar dann nur noch als Eltern und Alltagspartner „funktioniert“ und „vergisst“ daß sie gleichzeitig auch noch ein Liebespaar sind – wenn diese Rolle also nicht mehr entsprechend gepflegt wird, führt dies früher oder später meist zu Unzufriedenheit und Konflikten.
 
Um auch als Eltern Liebespaar zu bleiben, ist es im ersten Schritt wichtig, dass Sie sich über den Zusammenhang zwischen Elternschaft und sich entwickelnder sexueller Unzufriedenheit bewusst werden. Verdrängen Sie das Thema nicht, sondern sprechen sie es Ihrem Partner/Ihrer Partnerin gegenüber an. Machen Sie dabei nicht den Partner / die Partnerin für die Misere verantwortlich, sondern berichten Sie möglichst sachlich, was Ihnen fehlt.
 

Liebesinseln schaffen

Ist dieser erste Schritt getan, geht es darum, sich als Paar Freiräume im Alltag zu schaffen, Inseln auf denen Ihr Liebes- und Sexualleben den nötigen Raum und die nötige Nahrung findet um zu erblühen.

 

Mit der Thematik Sex & Elternschaft beschäftigt sich auch ein neuer Presse-Artikel, für den ich ein Interview gegeben habe und in dem ich zitiert werde. Der Artikel ist in verschiedenen Online-Ausgabe von Boulevardzeitungen erschienen. Entsprechend mag er vielleicht nicht so hintergründig sein, wie bisherige Veröffentlichungen von mir, ich freue mich aber sehr, dass dieses wichtige Thema, welches mir in meiner Praxis immer wieder begegnet, so einem breitem Publikum bewusst wird.

Der Artikel ist in allen drei Städten völlig identisch erschienen, Sie können also einfach nach geografischer Vorliebe wählen:

 

Berliner Kurrier:
www.berliner-kurier.de/ratgeber/familie/trotz-muedigkeit-wie-auch-eltern-noch-sex-haben-koennen–23420852

 

Kölner Express:
www.express.de/ratgeber/familie/trotz-muedigkeit-wie-auch-eltern-noch-sex-haben-koennen–23420852

 

Hamburger Morgenpost:
www.mopo.de/ratgeber/familie/trotz-muedigkeit-wie-auch-eltern-noch-sex-haben-koennen–23420852

 


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Sex & Intimität

Was war zu erst, die Henne oder das Ei? Oder in diesem Falle, was braucht es zu erst, Sex oder Intimität?

 

Am Ende der ersten Sitzung hatte ein Paar zusammen mit mir folgende Ziele für die Beratung erarbeitet: Beide wollten mehr Intimität und Nähe in ihre Beziehung bringen und beide wollten ihre gemeinsame Sexualität neu beleben. So weit so harmonisch.

 

Wie dieses gemeinsame Ziel zu erreichen sei, davon hatten beide allerdings diametrale Vorstellungen: Während der Mann mehr Intimität und Nähe über eine wieder belebte Sexualität herstellen wollte, war für die Frau eine größere Nähe und Intimität überhaupt erst die Voraussetzung, sich sexuell neu einzulassen.

 

Forschungsfragen zu Sex, Nähe und Intimität

Ich gab dem Paar als „Hausaufgabe“ folgende Forschungsfragen mit: Der Mann sollte bis zur nächsten Sitzung erkunden, ob es für ihn neben der sexuellen Begegnung noch weitere Möglichkeiten gäbe, die Intimität zu vertiefen. Die Frau bat ich zu überlegen, welchen Grad an körperlicher Nähe sie beim derzeitigen Stand ihrer Intimität zulassen könne. Welche Form der körperlichen Begegnung aus ihrer Sicht zur Zeit also dem Grad der Nähe entspricht.

 

Da ich in der ersten Sitzung den Eindruck gewonnen hatte, daß das Paar in der Lage war respektvoll und konstruktiv miteinander zu kommunizieren, „erlaubte“ ich ihnen, sich auch schon vor dem nächsten Betungsgespräch darüber auszutauschen, welche Erkenntnisse sie gewonnen hatten.

 

Forschen Sie selbst zu Sex, Nähe und Intimität

Es geht hier nun nicht darum, Ihnen diese Erkenntnisse und Lösungsansätze dieses speziellen Paares zu präsentieren. Vielmehr möchte ich Sie ermutigen, sich selbst diese oder ähnliche Forschungsfragen zu stellen, wenn Sie sich in einer vergleichbaren Situation befinden.

 

Im Idealfall können Sie sich mit Ihrem Partner konstruktiv und vorwurfsfrei über Ihre Erkenntnisse austauschen, was allein schon ein Schritt zu tieferer Intimität ist und damit schon ein Teil der Lösung.

 

Nicht allen Paaren ist es allerdings vergönnt in Zeiten von Problemen und Krisen konstruktiv miteinander reden zu können. In diesem Fall ist es meist hilfreich, eine dritte, neutrale Person mit hinzuzuziehen, allein schon deshalb, weil man (und frau) sich in Anwesenheit Dritter automatisch „besser benimmt“.

 


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Sex 70/30

Dies ist die Formel für guten Sex. Genau so rum und nicht etwa 30/70. Was bedeutet die Formel? Sie beschreibt, wie wir unsere Aufmerksamkeit beim Sex verteilen sollten, nämlich 70% auf uns selbst und 30% auf unseren Partner. Und nicht etwa umgekehrt, wie es viele „rücksichtsvolle“ Menschen für richtig halten.

 

Natürlich sollten Sie diese Formel nicht zu ernst nehmen, sie ist nicht wissenschaftlich bewiesen. Sie soll nur zum Ausdruck bringen, dass Sie beim Sex vor allem bei sich selbst bleiben sollten, ohne dabei einen unverbundenen „Ego-Trip“ zu fahren.

 

Sex zwischen „Ego-Trip“ und „Alles recht machen wollen“

Aber warum nicht umgekehst, wäre es nicht viel rücksichtsvoller, sich vor allem an den Bedürfnissen des Partners / der Partnerin zu orientieren und die eigenen dahinter zurücktreten zu lassen? Rücksichtsvoller vielleicht, aber wohin führt diese Art der Rücksicht? Dazu dass wir ständig damit beschäftigt sind VERMUTETE Bedürfnisse des Partners zu ergründen und zu erfüllen, statt für unsere REALEN eigenen Bedürfnisse Verantwortung zu übernehmen.

 
Das ist Ihnen alles zu theoretisch? Dann probieren Sie es doch einfach mal aus, was passiert, wenn Sie beim Sex mehr bei sich als bei Ihrem Partner / Ihrer Partnerin sind. Bedenken Sie aber, die Formel lautet 70/30 und nicht etwa 100/0.

 

Hundert Prozent beim Sex

Und die Formel bedeutet auch, dass wir 100% (70 + 30) unserer Aufmerksamkeit beim Sex beim Sex haben sollten und 0 % bei dem was wir noch alles in Büro erledigen müssen, bei den Bildern aus dem Pornofilm oder den anstehenden Einkäufen und Hausarbeiten.

 

Soweit die ideale Welt. Und wenn Sie sich dabei „erwischen“ (noch) nicht in diesem Idealzustand zu schweben, sein Sie milde mit sich. Wichtig ist, dass Sie überhaupt bemerkt haben, dass es für Ihr Sexualleben noch Entwicklungsmöglichkeiten zu mehr Intensität, Tiefe, Intimität, Nähe und Erfüllung gibt.

 

Let’s talk about Sex, Baby

Kommen Sie mit Ihrem Partner ins Gespräch über hochprozentigen Sex. Fragen Sie ihn, wie sein persönlicher Prozente – Cocktail aussieht. Und erschrecken Sie nicht, falls er oder sie die Wahrheit sagt. Denn Wahrheit ist der beste Dünger für Liebe und Liebe ist der beste Dünger für guten Sex – viel besser als Prozentrechnungen.

 


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